Was in Metzingen am letzten Juli-Sonntag 2013 vom Himmel kam, erlebt man zum Glück nur alle Jahrzehnte einmal: Hagelkörner zum Teil in Tennisball-Größe peitschten mit hohen Geschwindigkeiten auf die Stadt. Insgesamt 1000 Häuser alleine in Metzingen weisen schwere Beschädigungen auf. Auch das Haus senfkorn wurde in Mitleidenschaft gezogen.
Die Bewohnerinnen der senfkorn-Wohngemeinschaft reagierten schnell: Gemeinsam mit den Freizeit-Teilnehmern, die das Haus derzeit belegen, wurden Fensterläden geschlossen und Gegenstände in Sicherheit gebracht. Die Kinder der Freizeitgruppe nahmen Zuflucht in der Kapelle im Keller - der einzige Ort, an dem man vor berstenden Glasscheiben in Sicherheit war. Die Assoziation "wie im Krieg" lag vielen auf den Lippen.
Unmittelbar nach dem Sturm begannen die Aufräumarbeiten. Hier zeigte sich, welcher Segen es ist, einen engagierten Förderverein für das Haus zu haben: Aus dem Vereinsvorstand waren Karl-Peter Fritz, Gesine Gruhler sowie Gerhard Gruhler noch am selben Abend zur Stelle. Gesichert durch Klettergurte und Seile wurde das Dach notdürftig mit Planen abgedeckt. Scherben in den Zimmern mussten beseitigt werden, die Elektrizität fiel zeitweise durch den Wassereinbruch aus. Kurz vor Mitternacht waren die akuten Probleme behoben. Am nächsten Tag ging es dann wiederum bis in die Nachtstunden an weitere Aufräumarbeiten. Nun wartet das Haus senfkorn unter den Plastikplanen auf die Handwerker und auf die Regulierungszusage der Versicherung.
Bei allem Schrecken über die Zerstörungen an unserem Haus und den Häusern der Nachbarschaft haben wir auch dankbar erlebt, dass wir ohne Personenschaden davon gekommen sind. Und bei den abenteuerlichen Arbeiten am Dach zeigte sich der Galgenhumor und das gute Miteinander in der großen "Schülerarbeits-Familie": An allen Stellen wurde Hand angelegt und die Stimmung war schon bald wieder heiter bis freundlich - wie übrigens auch das Wetter!
Angesichts der Wassermassen pfiff mancher vor sich das Lied hin, das zu diesem Arbeitseinsatz passte:
Im Schiff, das sich Gemeinde nennt,
muss eine Mannschaft sein,
sonst ist man auf der weiten Fahrt
verloren und allein.
Ein jeder stehe, wo er steht,
und tue seine Pflicht;
wenn er sein Teil nicht treu erfüllt,
gelingt das Ganze nicht.
Und was die Mannschaft auf dem Schiff
ganz fest zusammenschweißt
in Glaube, Hoffnung, Zuversicht,
ist Gottes guter Geist.
Bleibe bei uns, Herr! Bleibe bei uns, Herr,
denn sinst sind wir allein
auf der Fahrt durch das Meer.
O bleibe bei uns, Herr!
(Martin Gotthard Schneider 1963, Evangelisches Gesangbuch 595)
Herzlichen Dank an alle Helfer im Haus senfkorn!